Fotokalender Segelfliegen 2013
Januar
Ventus 2c / Pilot: Wolfgang Gmeiner
Die hier im Hintergrund zu sehende Barre des Écrins, der höchste Gipfel des Pelvoux-Massivs in den französischen Dauphiné-Alpen, ist zugleich der südlichste und westlichste Viertausender im gesamten Alpenraum. Ihre beherrschende Position macht sie zum Traumziel vieler Segelflieger. Noch vom über 100 Kilometer entfernten Montblanc-Massiv aus sind die markanten Schneehauben des 4.102 Meter hohen Riesen und des knapp 100 Meter niedrigeren Dôme de Neige gut auszumachen. Zu unserem fotografischen Rendezvous hielt der Ventus schnurstracks auf ein stattliches Gebilde von Kumulus-Wolken zu – Sendboten bester Segelflug-Thermik. Das von der Sonne aufgeheizte Warmluftpaket verlieh diesem Augenblick eine fast erhabene Stimmung.
Februar
Ventus B/16.6m / Pilot: Gilbert Jenni
Nach einem Start in Münster sollte Serres unser Tagesziel sein. Weil uns dabei das Matterhorn „im Wege stand“, brachte Claus-Dieter kurzerhand seine Kamera in Stellung. Binnen einer Stunde waren 400 Bilder im Kasten! Dichte Wolken kamen auf, und unser Flug nahm zunehmend westliche Richtung. So gelangten wir zum Gebirgsstock des Vercors und schließlich zu den Falaises de Glandasses. Auch dort kein Weiterkommen. Also flogen wir zurück: erst zum 1.246 Meter hohen Col Bayard, dann zwischen tiefen Wolken bei Blitz und Donner bis zum Lac de Serre-Ponçon. Über den Maloup und die Crête de Selle hielten wir tief über dem Col de Faye auf Serres La Bâtie-Monsaléon zu, wo wir um 21:10 Uhr landeten. Am Boden umarmten wir uns, glücklich wie Brüder.
März
Ventus cT 17,6m / Pilot: Matthias Hölzl
Alles andere als das unter Segelfliegern berüchtigte „temps maussade“ („schlechtes Wetter“) herrschte an diesem Tag beim Anflug auf den Pic de Bure, dem dritthöchsten Gipfel des Dévoluy-Massivs. Über eine 600 Meter hohe Steilwand steigt sein eindrucksvoller Schanzentisch auf 2.709 Meter auf. In den Sommermonaten ist er vom Schnee befreit; dann lädt der Pic de Bure regelmäßig zum Wellenreiten ein. Der Aufwind trägt uns über das bereits tiefgrüne Tal des Buëch – eines zu dieser Jahreszeit fast behäbig wirkenden Wildwasserflusses, der bei Sisteron in die Durance mündet. Mit unserer Landung auf dem Flugplatz La Bâtie-Montsaléon beschließen wir einen Flugtag, der lange auf das Angenehmste in uns nachwirkt. Der Ventus hatte sein ideales Revier gefunden!
April
DG 400 + ASW 15 / Piloten: Dietmar Horn, Gundolf Leuschel
Am 6. August 2008 hielt Claus Dieter beim morgendlichen Briefing nach möglichen Interessenten Ausschau, die bereit waren, ihn auf einem Fotoflug zu begleiten. Spontan sagte ich ihm zu und sollte meine Entscheidung nicht bereuen. Zu meinem Glück sind bei dieser Tour eine Reihe ganz besonderer Aufnahmen entstanden. So zum Beispiel dieses Bild, auf dem wir uns auf der Südseite des Durance-Tales zwischen dem Lac de Serre-Ponçon – dem großen Stausee, der sich über die Départements Hautes-Alpes und Alpes-de-Haute-Provence erstreckt – und dem Flugplatz Gap/Tallard befanden. Rechts im Vordergrund der Aufnahme erkennt man den imposanten Colombos, der sich auf 1.733 Meter erhebt. Unsere Flughöhe betrug rund 2.500 Meter.
Mai
DG 300 / Pilot: Thomas Barth
Von der Westflanke des Pic de Bure mit Blickrichtung Norden hatte mich Claus-Dieter in der wunderschönen DG 300 des Fliegerclubs Nordhausen am Harz für die Nachwelt „verewigt“. Es war einer dieser typischen „Tage nach dem Mistral“ Ende August 2006, als Claus-Dieter und ich im abendlichen Hangwind dem Sonnenuntergang entgegenflogen. Ich erinnere mich sehr klar an seine Worte: „Klappen raus, Klappen rein, zurück ins Bild steigen, schön geradeaus, nicht zu schnell werden und vor allem: Lächeln und Winken!“ Claus-Dieter, das hat einfach Spaß gemacht! Deine Aufnahmen verleihen diesen wunderschönen Momenten in der Luft wie im Licht des Sonnenuntergangs am Pic de Bure ein Stück Ewigkeit. Einfach unvergesslich. Danke!
Juni
DG 500 M / Pilot: Jean-Renaud Failu
Namibia, das einstige „Deutsch-Südwest-Afrika“, ist der wahr gewordene Segelflieger-Traum. Endlose Weiten, freier Luftraum und eine Thermik der Superlative lassen hier jedes Fliegerherz höher schlagen. Hinzu kommt die Schönheit einer Landschaft, die den Betrachter immer wieder mit unvermuteter Vielfalt überrascht. So vor allem rund um Bitterwasser, inmitten der Kalahari, wo eines der besten Segelflugreviere der Welt zu finden ist. Genau hier gelangen Claus-Dieter Zink reizvolle Impressionen, in denen er die markanten Dünenlinien der Namibwüste festhielt. An diesem Tag flogen Claus-Dieter und ich gemeinsam in der ASH25; er war froh, „nur“ zu fotografieren und nicht gleichzeitig fliegen zu müssen – wie sonst mit seinem Mistral ...
Juli
Duo Discus XL, ASW 22-A, Ventus 2 / Piloten: Dieter Schwenk, Werner Meuser/Hannes Zimmermann, Walter Sinn
Bei diesen Aufnahmen hatten wir jede Menge Spaß. Wer Claus-Dieter kannte, weiß, was ich damit meine: „CD“ liebte es einfach, uns immer ganz genaue Anweisungen zu geben. Er war der Regisseur – und wir seine Darsteller. Und das ging dann etwa so: „schneller!“, „höher!“, „die Klappen tiefer!“, „näher ran!“. Oder auch: „mehr Schräglage!“. In solchen Augenblicken war er ganz in seinem Element. Einmalig! Noch heute habe ich seine Kommandos im Ohr. Immer kurz und prägnant. Wir absolvierten damals einige gemeinsame Fotoflüge, denn die ASW 22 „JB“ von Jürgen Baumgart hatte es Claus-Dieter angetan – kein Wunder, dieses Flugzeug mit einfahrbarem Spornrad ist wunderschön anzusehen.
August
Ventus cT 17,6m / Pilot: Matthias Hölzl
Ein herrlicher Sommertag im August bescherte uns allen einen wunderbaren Alpenflug. Nach Stunden voll bewegender Eindrücke entstand bei unserer Rückkehr dieses Bild in einer Abendstimmung am Pic de Bure, dem mit 2.704 Metern dritthöchstem Gipfel des Dévoluy-Massivs. Es war bereits still geworden zu dieser Tageszeit und langsam stieg die Dämmerung aus der Tiefe des Tales auf. Nur am hochgelegenen, sonnenbeschienenen Felsen strömte noch fast laminare Luft aufwärts – ganz ruhig und beinahe wie eine sanfte Brise. In diesem Moment kam ein wohliges Gefühl des Friedens in mir auf. Claus-Dieter muss diese Situation ganz ähnlich empfunden haben, denn seine Aufnahme spiegelt die Aura dieses Augenblicks in Vollkommenheit wider.
September
Twin 2 Acro / Pilot: Martin Kroke
Ein „Flugschulsegler“ mit Lehrer und Schüler im Cockpit auf ihrem Heimflug von einem „Unterrichtstag“ voll eindrucksvoller Erlebnisse. Diese Aufnahme einer Twin 2 Acro, die wegen ihrer gutmütigen Flugeigenschaften gern für den Einstieg in den Streckenflug genutzt wird, entstand im Gegenlicht eines prächtigen Spätsommertags. Auch zu dieser Jahreszeit sind die thermischen Bedingungen häufig noch so günstig, dass große Wellenflug-Distanzen möglich sind. Erzielt werden dabei oftmals Flughöhen, die 5.000 Meter und mehr erreichen können. Wenn der in der Luft enthaltene Wasserdampf kondensiert, entstehen am oberen Ende der Aufwinde Kumulus-Wolken – für den Segelflieger ein untrügliches Indiz dafür, dass er die richtige Thermik gefunden hat.
Oktober
ASW 15 / Pilot: Gundolf Leuschel
Diese Fotografie zeigt den Kamm des St. Apôtre links unter meiner ASW 15. Dieser Gebirgszug steigt auf 1.491 Meter auf, unterhalb seines Südhanges liegt der Flugplatz Aspres Sur Buëch. Unsere Flughöhe betrug ca. 1.700 Meter. Es war wohl der herbstliche Laubwald, im Bild auf der rechten Hangseite in seiner typischen Färbung zu erkennen, der Claus-Dieter ganz offenbar zu dieser Aufnahme inspiriert hatte. Sie zeigt, dass es dem Pionier der Segelflug-Fotografie in seinen Fotos immer auch darauf ankam, die Schönheit der Natur ins Bild zu setzen. Darum ist das Antlitz der Erde im Wechsel der Jahreszeiten zum immer wiederkehrenden Sujet in seinen Arbeiten geworden.
November
ASW 15 / Pilot: Gundolf Leuschel
Dieses Bild entstand bei einem Fotoflug im Raum des oberen Ubaye-Tales. Das Tal der Ubaye besticht durch seine geologische Vielfalt und durch einen besonderen Reichtum an Fauna und Flora. Auerhähne und Königsadler, Gemsen, Mufflons, Wildschweine und sogar Wölfe haben hier ihren angestammten Lebensraum. Arnika, Edelweiß und Enzian, Leimkraut, Alpen-Vergissmeinnicht und Wermut sprießen neben wildem Lavendel. Ganz wie in vergangenen Zeiten dienen die Wiesen des Tals und die Almen den Hirten als Weideflächen für ihre Herden. Mit seinen umliegenden Gebirgskämmen und Gipfeln zählte das Ubaye-Tal zu Claus-Dieter Zinks bevorzugten Foto-Gebieten. Die vorliegende Aufnahme entstand in einer Flughöhe von rund 3.500 Metern.
Dezember
Ventus 2cxM / Pilot: Günter Weiß
Im April 2009 richtete Claus-Dieter in Serres die Frage an mich, ob ich mich als „alter F-104 Fighter Pilot“ einige Stunden lang für einen Fotoflug zur Verfügung stellen könnte. Ich zögerte keine Sekunde mit meiner Entscheidung und sagte freudig zu. Tatsächlich waren wir fast fünf ganze Stunden auf unserem Fotoflug unterwegs, als ganz allmählich der Mistral einsetzte und wir unweit des Pic de Bure entlang einer Lenticularis-Schicht dem Sonnenuntergang entgegenschwebten. Unser Endanflug wurde vom Dunkelrot der untergehenden Sonne beleuchtet – ein unvergesslicher Moment, den Claus-Dieter meisterhaft einzufangen wusste. Die Eindrücke dieser Flugstunden gehören für mich zu den schönsten Erinnerungen an Claus-Dieter und seine große Fotokunst.